Das Holz der Birne
Wie im Beitrag zur Birnen-Form geschrieben, gibt es im Boehm-Bereich allerhand Anbieter, die wahre Wunder versprechen, was den Einfluss des Materials der Birne auf Klang und Ansprache der Klarinette angeht. Deshalb habe ich Birnen aus den unterschiedlichsten Hölzern und auch aus Kunststoff hergestellt, um mir selbst ein Bild zu machen. Das Material hat tatsächlich einen deutlich hörbaren Einfluss auf den Gesamtklang und die Ansprache. Ich konnte allerdings keine eindeutigen Zusammenhänge mit den physikalischen Eigenschaften herstellen. Es ist beispielsweise nicht so, dass Hölzer mit hoher Dichte immer gut klingen. Bahia Rosenholz, Ebenholz, Katalox (Eisenholz) oder Monzo (Bleiholz) (Dichte 950 kg/m³ bis 1200 kg/m³) klingen eher schrill, Paulownia (Dichte nur ~350 kg/m³) hingegen angenehm.
Faserige Hölzer wie beispielsweise Wengè oder Hickory lassen sich nicht nur schwer verarbeiten sondern klingen auch spröde. Bei Nadelhölzern wie Douglasie oder Redwood ist die Rißneigung ein Ausschlusskriterium. Grenadill, Mopane, Cocobolo oder auch Buxbaum (bei Nachbauten historischer Klarinetten) sind bekannte Materialien, auf die ich deswegen nicht näher eingehen möchte.
Eine deutliche klangliche Verbesserung erreicht man mit Amarant, Olive und Granadillo, die meinem Geschmack eines dunklen, warmen und runden Klanges sehr entgegenkommen. Wer einen etwas helleren Klang bevorzugt, sollte Zürgelbaum probieren. Von diesen Hölzern profitiert auch die Ansprache. Das Weglassen der Ringe – aus welchem Material auch immer – hat einen noch größeren positiven Einfluss. Dafür nehme ich gerne mehr Vorsicht beim Zusammenbauen und etwas mehr Pflegeaufwand in Kauf.
Ohne Metallringe oder anderen Materialmix wird die Ansprache deutlich verbessert. Deswegen baue ich nur Birnen "aus einem Stück". Mir ist trotzdem noch nie eine fertige Birne gerissen, dafür sorgen die sorgfältige Auswahl von langjährig gelagertem Holz, die handwerkliche Bearbeitung, die die Eigenarten jedes Rohlings berücksichtigt und tiefgründiges Ölen im Vakuum-Bad mit meinem eigenen Ölmix aus natürlichen Rohstoffen.
Bei vielen Tropenhölzern sind keine Jahresringe erkennbar, das Holz hat eine sehr homogene Struktur. Anders ist dies bei europäischen Hölzern, z.B. Olive. Bei solchen Hölzern macht es einen hörbaren Unterschied, wie die Jahresringe liegen. Besonders homogen und ausgeglichen wird der Klang bei konzentrischer Anordnung. Optisch ansprechender ist das Holz mit wilder Maserung.