Das geschmeidige Mundstück
1993 habe ich mich zum ersten Mal mit der Innenbohrung eines Mundstücks beschäftigt. Ich hatte mir auf zwei Mundstücke eine Geuser-Bahn aufziehen lassen. Der Fortschritt gegenüber den Standard-Bahnen war enorm.
Doch auch dieses Mundstück hatte – wie alle Mundstücke für die deutschen Klarinette – einen scharfkantigen Übergang von Ausstich zu Bohrung. Dies muss zwangsweise negative Auswirkungen auf die Luftströmung und damit auf Ansprache und Klang haben. Nach einigem Tüfteln gelang es mir, einen „Bohrer“ herzustellen, mit dem ich einen weichen Übergang erzeugen konnte.

Die Wirkung war wie erwartet: bessere Ansprache, weniger Rauschen und im Altissimo-Register war leises Spielen spürbar einfacher. Zur Verdeutlichung habe ich hier noch eine Grafik vom Blick in die Kammer eingefügt.

Waren es am Anfang noch einfache Kreissegmente, die die Bohrerspitze bildeten, habe ich im laufe der Jahre die Form zu einer Kurve höherer Ordnung optimiert.
Heute spiele ich ein Mundstück Gleichweit D7. Obwohl dieses Mundstück das „einfachste“ ist, das ich je gespielt habe, wurde auch dieses durch die Optimierung der Innenbohrung noch angenehmer.
Hinweis: Durch diese Modifikation nimmt das Kammervolumen des Mundstücks zu, dadurch wird die Klarinette tiefer. Nach meiner Erfahrung muss man dies mit einer um 2 mm kürzeren Birne ausgleichen.
Ich vermute, hinter der mikro-parabolischen Mundstück-Innenbohrung bei Gerold-Klarinetten verbirgt sich eine ähnliche Idee.